Du denkst dir das aus. Ein Bild von Rosa. Das hat die Welt noch nicht gesehen und ist nicht nur eins und nicht deins und nicht meins. Rosa denkt sich was aus, am Ende wird ein Hut daraus. Rosa ist Putzmacherin. Es heißt, die gäbe es nicht mehr. Das kann nicht stimmen. Denn Rosa ist ja Putzmacherin. Die beste im Ort, wie einige sagen, die beste weit und breit, wie andere sagen, ach was, die beste der Welt. Für manche im Ort ist der Ort die ganze Welt. Für Rosa ist das Anfertigen schöner Hüte die ganze Welt.
Jetzt beginnt es. Um vier Uhr. Oder ist es erst drei oder schon fünf? Wird jedes halbe Jahr die Zeit umgestellt, kannst du dir zu keinem Zeitpunkt sicher sein, wie spät es eigentlich ist, wirklich. Auch wenn der Wecker vier anzeigt. Also noch einmal und anders: Jetzt beginnt es zwischen 3:30 und 4:30 Uhr. Mit der Angabe einer Zeitspanne bist du aus dem Schneider. Die dehnt und lockert das Terminieren und ist selbst dann noch vorzuziehen, wenn sie im Einzelfall heikel ist. Glaubt man den Quellen, ist es nämlich so, dass zwischen drei und fünf Uhr der menschliche Organismus vollkommen im Leistungstief steckt, das höchste Risiko für einen Asthmaanfall besteht, Nachtarbeiter die meisten Fehler begehen, die Körpertemperatur auf das niedrigste Niveau sinkt und Melancholiker am stärksten selbstmordgefährdet sind. Rosa hingegen liegt, jetzt, da alles beginnen wird, entspannt unter der Daunendecke, halb wach, halb träumend, im Kopf ein Bilderkarussell, hell und schnell wie eine Schlummerlampe, vollgekritzelt mit Hutskizzen, die mühelos umsetzbar scheinen, solange man im Zwielicht döst, jedoch bei Tageslicht höchst selten bis fast nie zustande gebracht werden können. Zum Beispiel die persische Tiara komplett aus Blättern, kleinen roten und gelben Buchen-, Heidelbeer-, Erlen- und Weißdornblättern, die schuppenförmig aufeinander liegen. Eher eine Art Jakobinermütze, jedoch ohne Ohren- und Nackenlasche. Der Zipfel ein wenig kürzer und leicht aufgestellt, eher wie bei einem Gartenzwerg. Es müsste ein Untergerüst aus Hutdraht gebaut werden. Ob das für Stand und Halt ausreichen wird? Wie die Blätter fixieren und wie am Gerüst befestigen? Ein Lichtkegel huscht über die Zimmerdecke, der Briefkastendeckel klappert, schon braust die Zeitungsfrau weiter durch die Nacht. Mit etwas Glück rutscht Rosa bei all dem Ausdenken und Entwerfen wieder zurück in tiefen Morgendämmerschlaf. Und mit noch etwas mehr Glück schleicht sich ein jakobinischer Zwerg mit blätterübersätem Zipfelhut in ihre Träume und verrät ein paar Konstruktionsgeheimnisse.
Jetzt genau beginnt es mit Schlag acht der Kirchturmuhr. Und mit Augenblicken. Erst das rechte Auge. Dann das linke. Dann beide. Den Tag anblinzeln. Vielleicht hilft das. Der Morgen drängt durch die Rolladenschlitze. Rosa streckt die Beine hoch, lässt die Füße kreisen, schiebt sie abwechselnd Richtung Decke. Man solle sich einen Luftballon vorstellen, den man vorsichtig nach oben stupst, so mache es gleich viel mehr Spaß und käme auch keine Langeweile auf, hat die Therapeutin gesagt. Als nächstes nehmen wir die Hände hoch und spielen ein wenig Luftklavier. Nun die Fäuste ballen und wieder auf und wieder zu. Dann mit dem Daumen der Reihe nach die Fingerkuppen abklopfen, und bitte nicht schummeln, wirklich jeder Finger, das Ganze zweimal vor, zweimal zurück. Schon ist die Morgengymnastik erledigt. Gerade rechzeitig, bevor sie noch unvergnüglicher und langweiliger und richtig schmerzhaft wird. Mit dem Stock den Schalter antippen, fahren die Holzrolladen hoch. Sonnenlicht ergießt sich in den Raum. Ein schöner Tag. Was für ein Tag! Kaltes Wasser ins Gesicht werfen. Tief einatmen. Gleich noch eine Handvoll. Und noch eine. Wasser weich wie aus dem Bergsee. Braucht man sein Lebtag nichts weiter als Nivea. Nichts weiter als vier Hornklammern und – wenn es kein schlechter Tag ist – eine Minute braucht Rosa, um die dunkelbraunen Haare verzwirbelt und verschlungen am Hinterkopf hochzustecken. Das türkisfarbene Wollkleid mit den schwarzen Schnittmusterlinien scheint genau richtig für einen Tag wie diesen. Alsdann eine Kanne Tee aufbrühen, einen Kanten Brot abschneiden und dick mit Butter und Marmelade bestreichen.
Draußen wird Laub gefegt und im Rinnstein zu dicken Würsten zusammengeharkt. Heute kommt die Laubkehrmaschine vorbei. Wird es schwer haben bei so viel Laub. Wird nicht mal eben drüberbrettern können und schon ist Frühstückspause. Wird mehrmals retour zum Bauhof fahren müssen, um alles wegzuschaffen, und dann stammt ein Großteil davon wahrscheinlich noch nicht mal von den Bäumen der Gemeinde, oder sieht irgendjemand hier einen Kirschbaum an der Hauptstraße? Müssen halt alle sparen, zum Leidwesen des Laubkehrmaschinenfahrers, der um seine Frühstückspause fürchten muss. Andauernd zum Bauhof hin und gleich wieder los. Das kostet Zeit. Die hat ja kaum einer. Drum ist er schlecht gelaunt, der Laubkehrmaschinenfahrer. Warum nicht die ein oder andere Straße, in denen fegewütige Hausfrauen das Regiment führen, einfach auslassen? Reicht doch, wenn er nächste Woche dort vorbeikommt. Abfuhrplan hin oder her. Sollen sich nicht so anstellen. Ist ja nur Laub. Das weht, wo es will, wie es will und so viel es will. Wird man eh nicht Herr drüber.
Rosa geht in die Werkstatt und legt letzte Hand an den Hut. Den hat die Frau des Landrats bestellt. Einen Hut, passend zur Eröffnung der Umgehungsstraße. Mausgrau und mit rundgeführtem Putz, gleich der Trasse, die in weitem Bogen um den Braberg gebaut wurde und kommenden Sonntag eingeweiht werden soll. Für diesen Anlass stelle sie sich einen Aufschlaghut vor, ja, ein Aufschlaghut, das wär es doch, hatte die Frau des Landrats lachend gesagt und dazu heftig in die Hände geklatscht, dass sich der Gedanke aufdrängte, sie könnte es doppeldeutig gemeint haben. Rosa legt dunkelgrün und lila gefärbte Hahnenfedern um das schwarze Samtband. Ein warmfarbiger Hutschmuck, der auch bei ungünstigem Wetter wirkungsvoll und stabil bleibt, und sollte die Sonne scheinen, entfalten die Federn ein faszinierendes Farbenspiel, da, schauen Sie. Dezent soll er sein, hat die Frau des Landrats gesagt. Dezent, aber aus dem Rahmen fallend. Klassisch, doch keineswegs langweilig. Ein wenig auffallend durchaus, aber im guten Sinne. Auf jeden Fall Federn. Wissen Sie, mein Mann ist begeisterter Jäger, Federn am Hut werden ihm gefallen, das ist schon die halbe Miete. Grün natürlich auch. Aber Lila, ich weiß nicht, meine Mutter hat immer gesagt: Lila – der letzte Versuch. Und das glauben Sie? Glauben das nicht alle? Ich wüsste im Moment niemanden. Tja, Sie sind ja auch Künstlerin. Man muss auch mal was wagen, jaja. Ich möchte nur nicht Gefahr laufen, mich lächerlich zu machen. Da besteht keine Gefahr, vertrauen Sie mir. Na gut, schön soll der Hut sein. Ja, schön, unbedingt.
Wenn es ein schlechter Tag ist, beträgt die Wartezeit zwei Stunden vom Aufwachen an, bis die Stecknadelspitzen ihren Rückzug aus den kleinen Gelenken angetreten haben, bis Fäden, Perlen, Schleier und Federn sich gut greifen lassen, das Bügeleisen angehoben, die Appretur aufgesprüht werden kann. Am Nachmittag und Abend geht da mehr. Drum ist der Hutladen erst ab halb drei geöffnet, schließt dafür auch erst um halb acht. Eine gute Zeitspanne für den Kauf eines Hutes. Von morgens bis mittags sind die wenigsten Menschen in der Lage oder Stimmung, sich einen Hut anzuschaffen. Treffen mithin zwei Unpässlichkeiten aufeinander und passen gut zusammen. An manchen Abenden ist auch nach halb acht noch was los im Laden. Meist sind dann an der Ortseinfahrt auffällig flache und auffällig hohe Autos zu sehen. Sie gehören mittleren bis kleinen VIPs aus der Stadt oder von noch weiter her, die während einer kleinen Landpartie die Gelegenheit beim Schopfe packen, in Erfahrung zu bringen, ob das hier im Versteck ein echter Geheimtipp ist. Fashionistas schlägt keine Stunde. Und Rosa ist weder in der Lage, Kundinnen die Ladentür vor der Nase zuzuschlagen, noch der Ansicht, Gastfreundschaft sei ein Gut, das zur Verhandlung steht. Teelichter flackern auf der Theke und den Fensterbänken. Rosa reicht Getränke und Käsegebäck aus eigener Herstellung. Niemand zeigt falsche oder echte Hemmungen: Anfassen, anprobieren, anstoßen, anfeuern, anzweifeln.Die Fashionistas machen Fotos, wollen rauchen und tanzen. Schon möchte man Rosa zurufen: Vorsicht mit dem Feuer und vor Fett- und Rotweinflecken! Da steckt sie sich eine Nil an und nimmt Fahrt auf. Wer heute nur an morgen denkt, hat kein Heute. Es wird eine Flasche Champagner aus einem der auffällig hohen Autos geholt und in kleine grüne Wassergläser gegossen. Prompt wollen alle Anwesenden ihren Lieblingshut vorführen und laufen wie geschmiert über den vier Meter langen Catwalk vor der Ladentheke. Tosender Applaus. Da schlägt die Kirchturmuhr zehnmal. Eine mittlere VIP hat vielleicht einen Hut gekauft, vielleicht sogar zwei, eine andere verspricht, einem guten Bekannten, der eine Sendereihe über aussterbende Berufe, ich meine altes Handwerk, gutes altes Handwerk, produziert, auf diesen wundervollen Hutladen hinzuweisen. Alle stecken Visitenkarten ein, steigen dann winkend in ihre auffällig flachen oder hohen Autos und setzen die Landpartie fort. Rosa stellt die Fenster auf Durchzug, schaut noch ein wenig in den klaren Nachthimmel und summt dieses Lied.
Jetzt ist jetzt und noch eine Stunde Zeit, bis geöffnet wird. Genug Zeit für eine Hühnersuppe und die Tagezeitung. Die vermeldet fünf Todesfälle. Einer plötzlich und unerwartet, die anderen alles über Achtzigjährige. Eine Geburt und eine Vermählung. Fünf Todesfälle, da hat Konrad viel zu tun. Der Gesangsverein feiert fünfundsiebzigjähriges Bestehen. Schuhmachermeister Kamitter schließt seine Werkstatt zum 1. November – fünfzig Jahre, Tag für Tag, keine Schwäche, kein Ausfall, immer Verlass drauf, gehen zu Ende. Wo bringt man fortan die Schuhe hin? Oder muss man sie jetzt wegschmeißen, wenn sie kaputtgehen? Aus aller Welt wird an die revolutionären Jersey-Kollektionen von Coco Chanel erinnert, bequem und schlicht und edel, ein Meilenstein in der Geschichte der Mode, vor hundert Jahren der internationale Durchbruch, der Ritterschlag durch eine Zeitschrift, die amerikanische Vogue, in der die garniturlosen Jacken, Hosen, Röcke, Hüte, Kleider und Mäntel aus der Rue Cambon als Inbegriff der Eleganz gefeiert worden waren. Wie viel von so wenig abhängen kann. Rosa schaut aus dem Fenster. Sonnenglanz, der alles überbelichtet. Ja, sie wird weiterhin Fotos von ihren Hüten an die richtigen Adressen schicken.
Konrad vor dem Schaufenster. Die Hände wie ein Kappenschirm über der Stirn, die Nase dicht an der Glasscheibe, riechkussbereit wie ein neuseeländischer Eskimo bei der Begrüßung. Konrad möchte sehen, was vor sich geht. Möchte Rosa sehen. Und sieht sie. Nach drei Atemzügen aber nur noch im Nebel. Konrad macht einen Schritt zurück, lacht und malt ein großes R auf den Nebelfleck. Das erscheint auf der Gegenseite der Scheibe als kyrillischer Buchstabe. Der, der wie ein Ja ausgesprochen wird. Rosa lacht und nickt und winkt den Beobachter herein. Der zwinkert, reibt sich die Nasenspitze, tippt an den wirklichen Kappenschirm und läuft davon.
Konrad ist mit Rosa zur Schule gegangen, später auch in den Hollerbusch hinter der stillgelegten Schiefergrube, wo keiner einen sieht und die ungesehenen Verliebten sich schon nach kurzer Zeit nicht mehr vom Bahnübergangsgetute der herannahenden Kleinbahn haben schrecken lassen. Auch nicht von den Ameisen, die stets in der Nähe sind, unsichtbar, allzeit bei der Arbeit und lauernd, um in einem unerwarteten Moment Oberschenkel hinauf- und Schultern hinabzumarschieren, stets in großer Besetzung, unerschrocken, alle gegen einen und eine, die schlagen zurück und lachen und drücken und reiben und quetschen, reißen die Arme hoch, kreischen und legen eine Kampfpause ein, legen die Hände in den Schoß, in den Schoß des anderen, drücken und reiben und quetschen, Blick in die Wolken, Sonnenblinzeln und warten, alle Zeit der Welt, Windhauch, Blick zur Seite, Auge in Auge. Kastanien fallen in sternenbestickte See.
„Päckchen oder versichert?“ Karin, die Kioskbesitzerin, setzt den kleinen Karton auf die Waage. Seit einem Jahr ist die postalische Versorgung vor Ort wieder sichergestellt. Dank Karin. Die hatte drei Jahre nach der Schließung der hiesigen Postfiliale keine Lust mehr gehabt, für jede Briefmarke und Paketsendung nach Z. zu fahren. Hier der Ort ist eigentlich auch Z., verwaltungstechnisch, aber nicht gefühlt. Für seine Bewohner und Bewohnerinnen ist und bleibt er B. bzw. das Dorf. Gebietsreform hin oder her. Wer als Neubürger von Z., sich in deren Stadtteil B. niederlässt, findet reichlich Gelegenheit, zu staunen, etwa wenn die Nachbarin erzählt, sie sei gestern nach Z. gefahren, lange nicht mehr dort gewesen, die hätten drüben jetzt tatsächlich da, wo sie ihr Auto immer abstelle, Parkscheinautomaten aufgebaut, die spönnen doch, die in Z., nur gut, dass wir in B. wohnten. Entweder denkt und redet man als Zugezogener irgendwann wie die Alteingesessenen über Z. und B., oder man kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus. Karin, die den Kiosk in zweiter Generation betreibt, hatte sich mit der Post in Verbindung gesetzt und erfahren, dass es für sie nur von Vorteil sei, wenn sie in ihrem Verkaufsraum auch Postdienstleistungen anböte: mehr Kunden, mehr Umsatz, stärkere Kundenbindung, Wettbewerbsvorteil gegenüber der Konkurrenz, etc. – und allzeit Briefmarken im Haus, hatte Karin ergänzt. Mehr als ein bloßer Paketshop sollte es schon sein, hatte sie entschieden, aber auf keinen Fall was mit Geldaus- und -einzahlung, da wäre das Raubüberfallrisiko viel zu hoch. Also wurde der Kiosk eine sogenannte Partner-Filiale. Und man kann nur staunen, wieviel verschiedene Postdienstleistungen da anfallen: Portoberatung, Brief- und Paketannahme, Telefonbuchausgabe, Verkauf von Sondermarken, Glückwunschkarten, Briefumschlägen, Paketabgabe gegen Abholschein und so weiter und so fort.
„Päckchen reicht“, sagt Rosa, „sind bisher immer noch alle angekommen.“
„Oh, es geht ins Ausland.“ Karin schiebt den kurzgeschnittenen Zeigefingernagel über die Gebührentabelle: „Also … da, EU-Zone. Einen Moment“, nun misst sie das Päckchen, „so, okay, alles im Rahmen. Dann bekomme ich neun Euro von dir.“
Rosa zählt das Geld ab, Karin mustert den Adressaufkleber: „Hoeden van den Brink, Grote Gracht 12, Maastricht. Wen du nicht alle kennst. Verbirgt sich dahinter vielleicht ein Mann, hinter diesem van den Brink?
„Nein, ein Hut.“
„Ist klar. Du kannst es mir doch ruhig sagen, Rosa.“
„Hab ich doch.“
„Hm. Also ein Auftrag. Du hast wirklich in Holland Kunden? Hatten wir nicht neulich erst ein Päckchen für Wien? Oder ist das hier wieder für so einen Wettbewerb?“
„Nein.“
„Was nein?“
„Nein ist nein.“
„Wie jetzt?“
Das Postgeheimnis bleibt einfach so gewahrt.
Wer sich die Werkstatt der Putzmacherin vorstellen will, beginnt am Besten bei den Fenstern. Es handelt sich hierbei um breite Sprossenfenster mit jeweils tiefer Fensterbank, die, ausgelegt mit Lammfell oder Seidenkissen, einen idealen Ort für Pausen abgeben würden. Bei freundlichem Wetter erstreckt sich die Landschaft davor wie auf einem bis zum Horizont ausgerollten Stoffballen. Im Fluchtpunkt der Hainberg (314, 7 m ü. d. M.), westlich davon der Kempelberg und im Osten der Kartoffelstein. Alle vollgestellt mit Kiefern und Tannen. Zu ihren Füßen ein weites Feld aus Äckern, Wiesen und Wegen. Inmitten ein paar Zäune und Scheunen. Und Kühe, schöne schwarzbunte und braunbunte, neuerdings auch ein paar cremefarbene, Charolais-Rinder, mit wenig Fett, also begehrt, also teuer. Zehn Minuten Gehweg vom Haus aus in nordwestlicher Linie der kleine Steg über die Hoppecke. Grau, verwittert und windschief wie im Bilderbuch. Auf dem Geländerpfosten ein Habicht, gelangweilt ins Rund schauend wie ein unterbeschäftigter Türsteher. Nix los. Wetzt sich den Schnabel. Peilt die Lage. Fliegt von jetzt auf gleich auf und davon. Vielleicht hat er eine Feder hinterlassen. Vor den Fensterbänken steht ein langer Holztisch, bedeckt mit Filzstoffen, Borten, Scheren, Tüll, Nadelkissen, hölzernen Hutformen, einer Dampfglocke, Zeichenpapier, Stiften und Federn. Vor der Wand zur Rechten eine Nähmaschine der Marke Veritas. Man möchte den Namen kaum glauben, und doch ist er nicht erfunden, sondern auch noch die Firmenbezeichnung der damaligen Nähmaschinenfabrik in Wittenberge. Vor der Wand zur Linken ein deckenhohes Regal mit weiteren Hutformen, Filzstumpen und diversen Kartons, in denen Perlen, Strass, Kordeln, Ripsbänder, Zierknöpfe, Federn, Stoffblüten, Schleier und Nähseiden lagern. Gegenüber der Fensterfront die Trennwand zum Laden, eine Seite aus Glas, die andere aus Holz, dazwischen ein Vorhang aus tiefseeblauem Brokat. An der Holzwand hängt ein Porträt von Mademoiselle Coco aus dem Jahr 1910, daneben der Entwurf von Rosas Gesellenstück und darunter das Foto von der Abschiedsfeier: Rosa und Konrad Arm in Arm, Kopf an Kopf, den Selbstauslöser auslachend, als würden sie hindurchschauen auf alles, was sich dahinter auftut, also vor ihnen liegt. Unter dem Foto die Gedichtzeile: und am ende, ganz am ende wird das meer der erinnerung blau sein.
Ist von Konrad die Rede, ist immer von zwei Konrads die Rede. Von Konrad, der auf dem Schulweg gern Abzweigungen nahm oder nach der großen Pause schon mal entschied, es reiche für heute mit dem Lernen, er habe nun genug gehört und jetzt andere Dinge zu erledigen, zum Beispiel mit dem Fahrrad in den Wald zu fahren und an den Fischteichen von Metzgermeister Oppen ein wenig zu angeln. Huckleberry Finn sein. Forellen überm Lagerfeuer braten und die Maiskolbenpfeife stopfen. Wo es keine Original Missouri Corn Cab zu kaufen gibt, tut es auch die im Mülleimer gefundene Meerschaumpfeife des Großvaters. Hauptsache Dampf. Sommertags im Freibad Bahnen ziehen, als gälte es, den Missisippi zu durchpflügen. Konrad, beim Wettschwimmen immer der Erste, der am Beckenrand anschlägt. Konrad, stets lieber draußen als drinnen, spekulatiusbraun gebrannt, das ganze Jahr über. Die Haare immer ein wenig länger als die der anderen, da konnte die Mutter reden, so viel sie wollte. Die Haare blieben lang. Tagelang Streifzüge dem Wild hinterher. Auf den Achtender anlegen, mit dem Zeigefinger, Peng!, knapp vorbei, Gnade walten lassen. Sind viel zu schön zum Sterben, sollen noch ein bisschen weiter äsen, röhren und die Geweihe krachen lassen. Konrad schaut ihnen dabei vom Hochsitz aus zu. Am Himmel der kreisende Adler und direkt darüber Gott, der Allesseher, der angeblich auch Konrad auf dem Hochsitz sieht. Das kann doch nicht. Wie soll das gehen? Hier und gleichzeitig drüben am Missisippi und bei den Eskimos und auf Madagaskar? Wie viele Augen sollen das denn sein? Es ist nicht möglich. Das schafft kein Blick. Man kann ihm entgehen. Unsichtbar bleiben im Hinterhalt. Konrad, der sich seine Gedanken macht. Auf der Wildblumenwiese liegend, über ihm der Wanderfalke, scheinbar ziellos schwebend, und plötzlich setzt er zum Sturzflug an. Auseinandergenommen und neu zusammengesetzt ergibt der WANDERFALKE: FAD WAR ENKEL. FAD WAR NELKE. FAD WAR EKELN. Gar nicht fad war für Konrad die Entdeckung, dass ENKEL, NELKE und EKELN aus ein und demselben Holz geschnitzt waren. Man konnte mit ihnen wie ein Artist im Zirkus jonglieren. Fünf Bälle hoch in die Luft geworfen, kam immer wieder etwas Anderes dabei heraus. Was gerade noch ein KLEEN war, war kurz darauf eine NELKE, dann ein KENEL, von dem man nicht so recht wusste, was das sein sollte, plötzlich flog ELKEN durch die Luft, gefolgt von dem Gedanken, es könnte sich um die Mehrzahl von Mädchen mit demselben Vornamen handeln. Alle bestimmt flachsblond und blauäugig, die Elken.
Und dann Konrad, der am letzten Tag der Semesterferien noch mal eben zum Hochsitz musste, kurz vor Abfahrt des Zuges, unbedingt die Markierung einritzen musste, wie bei jedem Besuch, es nie-nie-nicht versäumen durfte, weil das sonst Unglück bringt. Sogleich wieder aufs Rad und mit fliegender Hast zurück, den Berg hinab, die langen Haare wehend im Wind, Konrad, jubelnd und schreiend vor jeder Kurve, schneller und immer schneller, frei und ohne Angst, und noch eine Kurve, scharf und eng und unübersichlich, Konrad johlend und unbedingt. Dann der weiße Kastenwagen. Kein Rechts und kein Links. Im hohen Bogen durch die Luft. Kein Schrei, ein Seufzen, langgezogen und heiser, dann der Aufprall, dumpf und trocken, übertönt vom Flügelschlagen und Kreischen der aufgeschreckten Vögel. Und plötzlich tiefe dunkle Nacht. Danach war Konrad ein anderer. Einer, der statt Ärger Mitleid erregte, statt Neid und Bewunderung, Angst und Ablehnung auslöste. Niemand kam damit klar. Am Anfang Entsetzen und große Anteilnahme, wird schon, wird schon, vielstimmige Gebete und ach, der Konrad ist ein Teufelskerl, der kommt wieder auf den Damm. Wenig später dann: Wieso ist er denn auch? Warum hat er nicht? Wie konnte er nur? Bald schüttelten die Leute verständnislos die Köpfe, wenn der Teufelskerl laut grüßend durch den Ort spazierte, gepflückte Blumen verteilte, im Schneidersitz vor dem Brunnen am Marktplatz saß und in der grünmarmorierten Kladde las oder die Seiten mit winzigen Zeichen beschrieb. Die Kleineren und Schwächeren traten hervor und trauten sich, ihren Spott mit ihm zu treiben, grölten: Ja, mir san mim Konradl da! Ja, mir san mim Konradl da!, überredeten ihn zu Schaukämpfen, Wettschwimmen, die er nur verlieren konnte, oder banden Konservendosen an sein neues Fahrrad mit den drei Rädern. Konrad spielt die Spielchen mit und lacht, schreit lauter als die Konservendosen scheppern können, stürzt sich in die Fluten, verliert die Orientierung, wo ist Halt im Schwindel, wo rechts, wo links, überall Wasser und kaum noch Luft zum Atmen, schwerelos hilflos wie durch die Luft gewirbelt, wer holt ihn da raus? Konrad der Vogelfreie. So einen findest du in jedem Ort. So einen braucht jeder Ort.
Rosa ist in dem Ort zur Welt gekommen und geblieben. Einmal hat sie ihn verlassen. In weinroter Cordjacke und schwarzer Schlaghose, das goldene Zunftzeichen – ein Frauenkopf mit Schutenhut – baumelnd am linken Ohr. Nichts weiter als hochprozentigen Schnaps, einen Hammer, einen Nagel und einen Wirtshaustisch braucht es, um den Handwerkswappenohrring zunftgerecht einzusetzen. Zwei Schläge genügen. Die Wandergesellinnen und -gesellen berichten hernach, keinen Schmerz verspürt zu haben. Der tritt, wie man hört, nur bei Schlitzohren auf. Ein solches will niemand haben noch sein. Obwohl. Die Wegstrecke der fremd und frei reisenden Putzmacherin folgte Plan und Zufall, verlief in Schleifen und Geraden, führte über Land und in Metropolen, echte und sogenannte: London, Berlin, Wien und München, Lauterbach in Hessen, Lindenberg, das Klein-Paris im Allgäu, und Bad Homburg, Patenort des hohen Herrenhutes mit eingerollter Krempe, den man von Konrad-Adenauer- oder Winston-Churchill-Fotos kennt. Schließlich und endlich ging es nach Paris. In die Rue Cambon 31. Das Beste kommt immer zum Schluss. So stellt man sich das vor. Und dann hat am Ende der Teufel die Hand im Spiel und nichts läuft so, wie man sich das vorgestellt hat.
Drei Jahre und ein Tag war Rosa auf Wanderschaft. So will es der Brauch. Am tausendsechsundneunzigsten Tag ist sie über das Schild am Heimatortseingang geklettert, hat sich rücklings in die Arme der Wartenden fallen lassen und den Schlehenbrand, den sie beim Abschied vergraben hatte, wieder ausgegraben. Alle waren zum Wiedersehensfest gekommen. Rosa sollte erzählen, wie es draußen in der Welt zugeht. Und Rosa hat erzählt. Dass es dort wonnig sei, milchwarm, sternenklar und moosweich, aber auch Unschönes gäbe, Menschen, Tiere, Sensationen und Dinge wie aus Schleifpapier, von denen sie besser nichts wissen wollten. Die Leute haben Ooh und Tja gerufen, Bier und Schnaps getrunken, sich auf Schenkeln und Hintern geklopft, am Kopf gekratzt, anderntags in der Früh ein Butterbrot geschmiert und wieder ans Tagewerk begeben. Man müsse tun, wofür man gemacht ist, allda, wo man ist, mit dem, was man hat und kann. So ist es, haben die Leute gesagt, genau so.
Der Vater, überzeugt, dass diese Tochter nicht heiraten wird, zahlte die angesparte Mitgift an seine Schwester aus. Die wollte ihren Lebensabend lieber im frisch gebauten Bungalow ihres Sohnes verbringen als in dem Bruchsteinhaus, in dem sie seit ihrer Heirat gewohnt und eine Heißmangel betrieben hatte. Das Haus schien wie kein zweites für eine Hutwerkstatt geeignet. Es war an Dampf gewöhnt. Zwei Wänden hinterm Laden konnte man das sogar ansehen. Keine große Sache, hieß es. Das haben wir schnell im Griff, hieß es. Ein paar kleine Renovierungsarbeiten fallen bei jedem Umzug an, hieß es. Für das Geld hätte man neu bauen können, hieß es am Ende. Diesen Satz sagte Rosas Vater. Und er sagte ihn nicht nur einmal. Er sagte noch einen anderen Satz mehr als einmal: Mit seiner Schwester, dem frechen Luder, habe er nichts mehr am Hut. Das wird kaum verwundern. Immerhin ist er der Vater einer Putzmacherin. Da fällt das Wort Hut nunmal häufig.
Rosa wohnt und arbeitet in dem Haus seit gut zwanzig Jahren. Acht Meter Luftlinie von dem Verkehrsschild entfernt, über das die fremd und frei reisende Putzmacherin einst geklettert ist. Wer die Ortsgrenze überschreitet, passiert den Laden der Putzmacherin. Da führt kein Weg dran vorbei. Es führt auch kein Weg dran vorbei, einen Blick auf die Schaufensterauslagen zu werfen. Dem kann sich keiner entziehen – dem dargebotenen Spiel aus Farben, Formen, Federn, Fell und Filz. Jeden Monat entsteht ein neues Bild und bleibt nie, wie es war. Wer in diesem Moment am Schaufenster vorbeikäme, sähe hinter der Scheibe einen Teppich aus Moos, darin drei Pilze, hoch wie Congas, der Form nach wie Braunkappen. Auf jedem Pilz ein kleiner Hut: links ein brombeerfarbener, der wie eine umgedrehte japanische Schale aussieht, daneben ein trachtenhutartiger mit winzigem pink gefärbtem Gamsbart und daneben ein frisbeescheibenförmiger in Ochsenblutrot, aus dem ein giftgrüner Stummel wächst. Links in der Ecke ein Jäger, kaum höher als eine Bongo. Er trägt auf dem Kopf ein Geweihhütchen und späht durch ein Opernglas. Schräg vorm Jäger ein hutloser Dackel, der sein Beinchen an einer Braunkappe hebt. In der rechten Ecke ein durch eine verspiegelte Sonnenbrille unkenntlich gemachter Tanzbär. Er lehnt an einem Tannenbaum, das Gewehr im Anschlag, den Jäger im Visier.
Man mag den Kopf darüber schütteln, was Rosa alles einfällt, muss aber jedesmal wieder hingucken. Ein ganz normaler Hut täte es doch, möchte man meinen, einer, der vor Sonne, Wind und Regen schützt und vor Kälte. Nichts gegen Kopfschutz, sagt Rosa, aber ein Hut ist ein Hut ist ein Hut. Seine Bedeutung liegt nicht in seinem Nutzen. Sie liegt in der Gestalt und Schönheit. Er teilt etwas mit und zeigt etwas neu. Ginge es nur um Nutzen, täten es auch ein Papierschiffchen oder ein vierknotiges Taschentuch oder ein Blechnapf.
„Na, das nenn ich einen Hut!“
„Alsdann, schnell auf den Kopf mit ihm. Ich würde ihn rechts ein wenig übers Ohr ziehen. Ja, so.“
Die Frau des Landrats dreht sich vor dem Spiegel, blickt grüßend in alle Himmelsrichtungen, versucht ein Lächeln, aber das misslingt: „Ist er vielleicht doch etwas zu auffällig?“
„Das ist er ganz bestimmt nicht.“
„Heißt das, Sie finden ihn eher zu dezent? Langweilig?“
„Langweilige Hüte werden hier nicht hergestellt.“
„Nein, natürlich nicht, ich meine nur, ob man mehr hätte wagen sollen?“
„Ich finde, der Hut passt zu Ihnen, und das ist entscheidend.“
„Ja, darauf kommt es an. Ich finde eigentlich auch, dass er mir steht, er hat so ein bisschen diesen englischen Stil, das wollte ich haben.“
„Für Ascot müssten wir allerdings noch ein bisschen was drauflegen, am besten gleich einen ganzen Hahn, ausgestopft und königsblau gefärbt.“
„Einen ganzen Hahn – Sie kommen auf Ideen! Ascot, ich glaube nicht, dass ich in diesem Leben mal dorthin kommen werde. Ich war überhaupt noch nie in England, das glaubt man nicht, dabei liebe ich die Royals und Filme aus Cornwall.“
„Einfach auf den Weg machen, das geht leichter, als man glaubt.“
„Jaja, wahrscheinlich haben Sie recht.“
„Kommen Sie mal ans Fenster, jetzt hier in der Sonne, wie die Federn leuchten.“
„Ja, er ist wirklich schön, ein besonderer Hut zu einem besonderen Ereignis.“ Die Frau des Landrats nimmt den Hut vom Kopf und reicht ihn Rosa. „Ich will Sie dann auch nicht weiter aufhalten, packen Sie mir das gute Stück ein, und schicken Sie die Rechnung an meine Adresse, die haben Sie ja.“
„Sie können auch gerne bar bezahlen.“
„Tja, so viel habe ich jetzt nicht dabei, aber ich könnte Ihnen eine Anzahlung, wollen wir es so …“
„Gut, so machen wir es.“
„Die Presse wird auch da sein, sagt die Frau des Landrats beim Anzahlen, „wenn ich da ein bisschen für Sie schaulaufe, können Sie sich bald vor Anfragen nicht mehr retten.“
„Ihr Wort in Gottes Ohr. Und Ihr Hut auf Ihrem Kopf. Sie setzen ihn jetzt schön wieder auf.“
„Ich kann doch nicht, jetzt und hier und so durch den Ort.“
„Warum denn nicht? Einen Hut zu tragen, ist etwas völlig Normales. Die Leute reden sich das leider nur immer wieder aus.“
„Haben Sie nicht so eine schöne Hutschachtel für mich?“
„Die habe ich, aber die wird Ihnen nicht weiterhelfen.“
Gut gegen Kälte, Feuchtigkeit und Schimmelbildung im Haus helfen Heizen und Lüften, dozieren der Architekt, der Maurer, der Anstreicher, der Parkettleger und schauen drein, als hätten sie das Rad neu erfunden. Stoßlüften, nicht mal nur kurz auf Kippe. Ach tatsächlich? Ordentlich heizen. Ach was. Kommen vermutlich tagein tagaus an einem komplett verbarrikadierten Haus vorbei, aus dessen Schornstein niemals nicht Rauch entweicht. Da wird es natürlich schwierig mit der Gewährleistung. Aber man will mal nicht so sein und auf jeden Fall einen fairen Preis machen, man kennt sich ja schon ewig und drei Tage. Jeder müsse zusehen, wo er bleibe. In diesen Zeiten, wo Handwerk keinen goldenen Boden mehr habe. Hutmacherei sei gewiss auch kein leichtes Brot. Früher die Leute trugen doch alle einen, wären doch nie ohne Hut zur Kirche gegangen, die Mutter, der Vater, die Großeltern. Und heute? Überall nur Baseballkappen. Bei der Arbeit gar nicht mal schlecht, aber doch nichts, wovon man leben könne, also jemand wie sie, eine Frau vom Fach, mit so viel Wissen und Können. Wie sie das überhaupt hinkriege, über die Runden zu kommen mit ihrem Laden, Respekt. Nun aber genug der Vorrede, jetzt mal Butter bei die Fische, also dann wollen wir mal! Hochgezogene Stirnen, zusammengepresste Lippen, wiegende Köpfe, ernste Blicke – eine Hausbesichtigung wie ein Trauermarsch. Tja Rosa. Also ehrlich gesagt, Rosa. Also, wenn du mich fragst, Rosa. Hm, hm, hm. Die Renovierungsphantasien der Handwerker schießen ins Kraut. Alles von Grund auf, denn wenn, dann auch richtig und mit allem Zipp und Zapp. Baupläne und Kalkulationen aus dem Vollen. Dafür könnte man neu bauen. Aber das kann Rosa nicht. Darum wird sie weiterhin fünfmal täglich je drei Minuten lang jeden, der des Weges kommt, in ihre Zimmer hineinschauen lassen. Sie wird die grünen, blauen und gelben Punkte an Decken und Wänden mit verdünnter Essigessenz abtupfen und warten und hoffen. Sie wird die Punkte irgendwann mit Lehmfarbe überstreichen, die kleinen Stellen vielleicht zu Aquarellen übermalen. Sie wird den Ofen befeuern und das Geld zählen und sich ausrechnen, dass es keinen Ausweg im Sinne der Kostenvoranschläge gibt. Allenfalls die Werkstatt einmal mit Schimmelschutz streichen lassen, eine Handwerkerleistung, die von der Steuer abgesetzt werden kann, aber erstmal bezahlt werden muss und nur ein Tropfen auf den heißen Stein und keine Lösung für das Ganze ist. Ob die Beschwerden vom Raumklima herrühren? Nein, sicher nicht. Sind auch schon Leute in Biohäusern krank geworden. Gut gegen Feuchtigkeit und Kälte helfen die Holzscheite, die Konrad in dem kleinrädrigen Korbkinderwagen, den er an sein Fahrrad angehängt hat, anliefert, trockenhell wie die Farbe der Charolais-Rinder. Ja, das ist ein Brennwert, da verkommt nichts, das heizt und duftet und wärmt.
Konrad vor dem Ortseingangsschild, die Hände in den Gesäßtaschen, hebt und senkt die Fersen, wird größer, wird kleiner und immer ungeduldiger, lacht und späht und kann den Blick nicht vom Ende der Straße in weiter Ferne wenden, wo die Kurve unterm Dach der Ahornbäume ins Ungewisse führt. Die Umstehenden hört und sieht er kaum, als steckten sie in durchsichtigen Schonbezügen, können ihm nichts anhaben, sind auf leise gestellt und kommen mit ihren Fäusten und spitzen Fingern nur bis zu den elastischen Wänden ihrer Schutzhüllen. Es ist der tausendsechsundneunzigste Tag. Konrad hypnotisiert die Kurve, er starrt und wünscht, er starrt und bittet, er starrt und hofft, er starrt und fordert, – und tatsächlich taucht auf einmal ein Punkt in der Kurve auf, ein beweglicher. Eigentlich sind es drei Punkte: oben ein kleiner schwarzer, in der Mitte ein großer weinroter und unten wieder ein schwarzer, etwas langgezogen. Um diese drei Punkte bewegen sich noch weitere Dreipunkte, eine richtige Gruppe. Jetzt ist auch noch eine Mundharmonika zu hören. Die Punkte werden immer größer, die Leute in den Schonbezügen flatteriger und lauter. Die Gruppe geht nun im Gänsemarsch Schlangenlinien, bleibt wieder stehen, stößt mit Bierflaschen an, singt ein Lied und marschiert weiter. Die Mundharmonikamusik wird lauter. Jetzt, jetzt gleich. Doch wieder bleiben alle stehen, laufen umeinander, prosten sich zu, singen ein Lied. Wie das dauert. Endlos lang. Jetzt kann man schon Gesichter erkennen. Ja, da, ganz vorne, dieses eine. Hah. Und dann stehen vierzehn Wandergesellen und Wandergesellinnen hinter dem Ortseingangsschild, legen die Stöcke übereinander und die in der weinroten Cordjacke steigt auf das Schild und breitet die Arme aus. In diesem Moment reißen die Schutzhüllen auf, die Leute rennen johlend und klatschend zum Schild, einige stellen sich im Spalier davor auf, geben sich überkreuz die Hände, rufen: Hey hoh, sie is wieder do! Indem lässt die da oben sich rücklings auf die überkreuzten Arme fallen und wird sogleich noch dreimal in die Luft geworfen. Als Rosa wieder Boden unter den Füßen hat, machen die Leute Platz für die Wichtigsten, schieben Konrad beiseite, zuerst kommt die Mutter, dann der Vater, die Schwester, der Bürgermeister, und, und, und, die Heimkehrerin zu begrüßen, so will es das Protokoll. Doch was interessiert Konrad das Protokoll. Er drängt sich durch die Menge, packt Rosa am Arm, legt seine Hand an ihre Wange und sieht diese Augen wie Kastanien und Rosa sieht diese meerblauen Augen mit den winzigen Flecken darin, als sei das Meer mit Sternen bestickt. Alles wie gestern. Rosa legt die Arme um Konrad und drückt ihn fest an sich. Der Geruch in seinem Nacken ist noch immer derselbe: frisch gepflückte Brombeeren mit feuchtem Laub. Du riechst anders, denkt Konrad, irgendwie riecht sie nicht mehr wie früher, vielleicht kommt das von der Weltläufigkeit, wer so viel in der weiten Welt herumgelaufen ist, von all ihren Gerüchen umweht wurde, wie soll der sich seinen eigenen Duft bewahren. Das geht doch gar nicht. Macht aber auch weiter nichts, Hauptsache, Rosa ist wieder da.
Fee ist seit Sommerferienende kein Kindergartenkind mehr. Geht jetzt in die Schule und will nicht mehr Fee genannt werden, weil sie keine ist, obwohl sie gerne eine wäre, jetzt aber doch schon so groß, das heißt, zu alt dafür ist. Feli, ehemals Fee, hat Rosa schon ein paarmal in der Werkstatt besucht. Möchte Hutmacherin werden. Da will sie früh mit dem Üben anfangen und braucht Tipps und Material. Seit Kurzem interessiert sie sich besonders für diese prächtigen Omastoffe. In der Klasse tragen alle nur Anziehsachen mit Streifen, Zahlen oder kleinen Tierfiguren, immer in Hellrosa, Jeansblau oder Knallbunt. Das ist langweilig und will nicht mitgemacht werden. Der Omastoff heißt Omastoff, weil er dick und gemütlich ist, alt und kostbar aussieht, meist Blumenmuster hat und weil Feli das Wort Jacquard schwierig bis doof findet. Das klinge wie Schakal, und so einer solle nicht auf den Stoffen sein. Der Vorhang vor der Werkstatt ist aus Omastoff. Er hat sogar Glanzfäden, und wird darum Brokat genannt. Auch Feli nennt ihn so. Gegen Brokat ist nichts einzuwenden.
„Ob von dem wohl noch was in der Restekiste ist? Oder vielleicht von einem ähnlichen, vielleicht in dunkelgrün?“
„Was wollen wir daraus machen?“
„Einen Hut wie der im Fenster, der brombeerfarbene.“
„Das würde gehen. Wir könnten auch auch ein Barett daraus machen, eine schirmlose Ballonmütze.“
„Eine Ballonmütze?“
„Die sieht ungefähr so aus wie eine Kochmütze in Märchenbilderbüchern.“
„Ja, die sind schön. Aber nicht so viel Ballon.“
„Du hast recht, wir lassen ein bisschen Luft raus.“ In der Restekiste findet sich tatsächlich noch ein Stück von dem tiefseeblauen Brokat. Und ausreichend groß ist es auch. Jetzt muss zuallererst der Kopfumfang gemessen werden. Rosa weiß zwar, was dabei herauskommt – nach fünfundzwanzig Jahren Berufserfahrung kann sie jedem, seine Hutweite auf den Kopf zusagen -, aber Feli weiß es nicht und will lernen, wie das Hutmachen geht, und das beginnt nunmal mit der Kopfumfangmessung.
„Pass auf: über Augenbrauen und Ohren – nicht auf die Ohren, sondern oben drüber – und das Maßband weder zu stramm noch zu locker halten. Donnerwetter! Wer hätte das gedacht. Ein echter Vierundfünfzigender.“
Feli zuckt mit den Schultern und strahlt. Vierundfünfzigender hört sich toll an.
„Das müssen wir jetzt aufschreiben. Kannst du schon große Zahlen?“
„Klar.“
Rosa holt eine Kundenkarte, schreibt darauf „Feli“ und darunter „54 cm“.
„Die Vier kommt vor der Fünf“, sagt Feli, „eins, zwei, drei, vier, fünf.“
„Das stimmt. Doch wenn sie in diesem Fall vor der Fünf käme, kriegtest du die Mütze nicht über den Kopf. Ist ein bisschen vertrackt mit den großen Zahlen, bei denen kann die Sieben auch schon mal vor der Zwei stehen, machen einfach ihre eigene Reihenfolge.“
„Hauptsache die Mütze passt.“
„Genau. Darum müssen wir jetzt ein bisschen rechnen, die Mütze aufzeichnen, das Schnittmuster erstellen und …“
„Puh, ganz schön viel Arbeit.“
Man sieht es ihr nicht an, sagen die Leute. Wie sollten sie? Geht es schlecht, gibt sie nicht das freilaufende Huhn. Schaulaufen hilft nicht. Draußen nur ohne Stock. Aufregung bringt keinen Schritt voran. Abwarten und Tri Top trinken. Fliegen dir die Vitamine um die Ohren und die Geschmacksverstärker. Oder noch besser einen Wein. Remedium analgeticum nobiscum. Auch Schmerztabletten greifen die Leber an, schmecken aber viel schlechter. Vergleich mal einer die Nebenwirkungen. Pest oder Cholera? Hauptsache Medizin. Du kannst dir nicht sicher sein, bei dem, was du siehst. Ist vielleicht keine Täuschung. Du kannst dir nicht sicher sein, wie es morgen sein wird. Läuft vielleicht alles fehlerfrei. Stattdessen kocht das Kartoffelwasser über, während der Paketbote schellt und ein gerüttelt Maß an dunklen Wolken bringt. Die schaust du dir an und behauptest: Steht mir nicht, passt mir nicht, gefällt mir nicht, schlechtes Material. Gleich wieder retour. Kostenlose Rücksendung. Gottseidank. Wenn das ginge. Wieder ein bisschen besser. Oder eine Einbildung? Nein. Fünf Schritte. Nun den Grashalm greifen. Feste zupacken und halten. Ich ging in den Busch und brach mir …, der Mai und der war grüne. Jetzt aber ist Oktober. Ende Oktober. Der Grashalm hält. Siehst du, man sieht dir nichts an, und es geht weiter. Schließ die Ladentür, mach dir den Rest der Hühnersuppe warm und eine Flasche Wein auf, steck dir eine Nil in die Zigarettenspitze, von der es heißt, Tante Rosa habe sie an einem schönen Tag im November gekauft. Wo Rauch ist, ist auch Feuer, haben die Leute gesagt. Recht haben sie, hat Tante Rosa gesagt und sich nicht weiter um die Leute geschert. Von ihr hat sie alles gelernt. Wie man den Hutstumpen über die Form zieht, die Hutschnur fixiert, den Rand zuschneidet und mit Band einnäht. Von ihr hat sie die Hutformen, die Dampfglocke und Schachteln mit Garniermaterial. Von ihr hat sie den Namen. Und die Lust, Hüte zu machen.
Am siebten Tag kommen die Blätter aus den Büchern. Zuerst wird der Garderobenständer entkleidet. Der steht schwarz und schmiedeeisern in der Werkstatt, wie ein Christbaum vollbehängt, allerdings mit schwererem Material. Rosa kippt ihn ein wenig zur Seite und zieht den Weltatlas, das Köstliche-Kuchen-Backbuch und Die Geschichte der Mode von den Anfängen bis zur Gegenwart unter dem gusseisernen Fuß hervor und schaut, ob es gut geworden ist. Alle zwanzig Seiten zwei Stück Butterbrotpapier und dazwischen die Blätter, tatsächlich rot und gelb geblieben und so schön rösch, dass es knistert und bei zu starkem Druck alles zwischen den Fingern zerrieselt. Achtung, Achtung. Her mit der Pinzette und sogleich ein Blatt nach dem anderen ab ins vorbereitete Wachsbad. Zum Trocknen kommen sie erneut aufs Butterbrotpapier, das auf den ersten Blick eine echte Konkurrenz zur zartmatten Perlmuttschicht der röschen Schuppen darstellt. Aber nur fast. Ist eben doch bloß Papier. Ein paar der gebadeten Blätter sind mit wächsernen Adern überzogen wie Lebkuchenherzen mit Zuckergussstreifen, müssen also aussortiert werden. Mal probieren, ein paar Schuppen schräg aufeinander zu legen. Schnell, solange das Wachs noch Restwärme hat. Sie wollen sich nicht aneinander schmiegen, bleiben nicht plan aufeinander liegen, wellen sich, zum Teil in der Mitte, zum Teil am Rand. An einigen Stellen reißt die Perlmuttschicht auf und blättert ab. Immer mehr Wachskrümel auf dem Butterbrotpapier und Blätter mit Einrissen. Versuch gescheitert. Bis auf Weiteres.
Manchmal verschickt Konrad leere Geschenkkartons, um sich auszumalen, wie die so Beschenkten reagieren und ihre Phantasie in Gang kommt. Phantasie stellt er sich als eine Art Lastkraftwagen vor, der während der Fahrt sowohl beals auch entladen werden kann. In diesen Tagen des Staunens, sagt Konrad gern, warten jeden Morgen Buchstaben auf der Fensterbank und wollen Worte werden. Weil aber das Russisch Brot sehr lecker schmeckt, verflüchtigen sich die meisten Worte, noch ehe sie zu lesen waren. An diesem Morgen konnten sich ein BART, ein EI und eine KUH retten. Sie dürfen nun den ganzen Tag auf der Fensterbank neben dem Ofen liegen und schön zimtig vor sich hin duften. Konrad justiert hier und da noch ein wenig nach, damit jedes gut für sich ist und nicht plötzlich ein KUHBART da liegt, denn den gibt es nicht. Kühe haben keinen Bart. Nachdem alle Worte am richtigen Platz sind, kann Konrad sich Frühstück machen, ein Ei in die Pfanne schlagen und Milch erwärmen. Milch ist genug vorhanden. Die reicht sogar noch für eine deftige Kohlrabisuppe am Mittag. Bloß nicht den Schnittlauch vergessen. Eben schnell in den Garten, ein Sträußchen schneiden, für das Spiegelei und die Suppe späterhin. Und der Bart? Der wird heut’ nicht rasiert.
Im Fluchtpunkt der Hainberg ist nicht mehr zu sehen. Die Wipfel der Kiefern und Tannen auf dem Kempelberg und Kartoffelstein wie wegradiert. Nur vereinzelt scheint ein wenig Grün durch die Nebelwand. Die Landschaft versteckt hinter einem fadenscheinigen Bettlaken. Der Regen ergießt sich perlschnurartig, was eine viel zu freundliche Beschreibung für das ist, was man sieht. Aber wie Bindfäden sieht es nun mal nicht aus. Die Perlen sind auch keine Perlen, sondern Graupelkörner gemischt mit kleinen Schneeflocken. Es ist kalt. Aus den Schornsteinen tuckern weiße Wölkchen. Der Geruch von verbranntem Buchen- und Tannenholz erfüllt die Luft. In den Küchen dudelt das Lokalradio. Jeder möchte am liebsten zuhause bleiben. Aber das geht nicht. Einige müssen hinaus. Die Arbeit will getan werden.
Auch Georg Kleinsorge, den hier alle Schorsch nennen, musste hinaus. Heute zur Donnerstagsroute. Gegen Mittag parkt er den weißen Kastenwagen am Ende der Hauptstraße, stellt die Verkaufsklappe hoch und ein paar Wurstdosen, Honiggläser und Rosinenstuten auf die Theke. Dann ertönt ein greller Klingelton. Einmal lang, zweimal kurz. Das heißt: Schorsch hat geöffnet. Die ersten Kundinnen, die schon einige Zeit hinter den Gardinen gewartet haben, eilen mit vorsorglich umgebundenen Regenhauben zum Wagen. Die Alten zurerst. Eine der wenigen Gelegenheiten, mal ein paar Worte zu wechseln. Kleinsorge ist Verkäufer mit Leib und Seele. Mit sehr viel Seele. Manchmal nennt er seinen Verkaufswagen Beichtstuhl mit Wurstangebot, manchmal aber auch einfach nur das Schorschimobil. „Da seid ihr ja endlich! Kommt der Schorsch zu euch nach Hause, macht der Regen eine Pause!“ Kleinsorge füllt herübergereichte Netze und Körbe, schreibt, die einzelnen Preise aufs Einpackpapier, rechnet hie und da stillschweigend ein paar Euro herunter und reicht die Ware im großen Bogen über die Theke. Derweil wird Wissenswertes ausgetauscht. Man stellt Vermutungen an, wie das Wetter in den kommenden Tagen werden wird, ob die traurige Fürstin von Monaco wohl wieder schwanger ist – „Da fällt mir ein, ich muss heut noch zu Karin!“ -, und ob Konrad das mit den vielen Beerdigungen wohl auf die Reihe kriegt. „Macht euch mal keine Sorgen. Der kriegt das schon auf die Reihe“, sagt Kleinsorge energisch. Indem setzt der Regen wieder ein, und die Kundinnen eilen zurück hinter ihre Gardinen. Kleinsorge schließt die Verkaufsklappe und zwängt sich hinters Lenkrad. Oben im Wald hängt der Nebel und will nicht weichen. Es bringt nichts, sich darüber aufzuregen. Es bringt ja auch nichts, sich über den Regen aufzuregen. Rosa sagt immer, man darf seine Stimmung nicht vom Wetter abhängig machen, das habe sie auf der Walz gelernt. Kleinsorge hat es auf seinen Verkaufstouren gelernt. Doch jetzt schnell nach Hause. Bald wird das Halbdunkel des Tages in die Dämmerung des späten – Nachmittags übergehen. Dann werden Zwielicht und Tageszeit zusammenpassen. Es wird dämmrig sein, weil es an der Zeit ist. So wie sich das gehört.
„Ich hab dir was mitgebracht.“
Feli zieht zwei Knäuel Wolle aus der Anoraktasche und braucht jetzt ein Schälchen Seifenlauge. „Man muss einen kleinen Strang abtrennen, einen Wunsch hineinflüstern und den Strang verzwiebeln, sehr, sehr vorsichtig, damit der Wunsch nicht kaputtgeht. Schön viele Lagen von der shaunweißen Wolle um den Zwiebelkern legen, jetzt auch ein paar von der anderen Wolle, der balubraunen, mit der das Ganze am Ende schön marmorkuchenartig wird. Dann das Knäuel in die Seifenlauge tauchen, tief hinein und abwarten, siehst du? Ist gar nicht schwer.“
Rosa soll sich auch eine Wunschperle machen.
„Hier, nimm, ist genug Wolle da, und wünsch dir was.“
Rosa muss nicht lange überlegen, hat gleich eine Handvoll Wünsche zur Hand. Schwierig, sich für einen zu entscheiden. Nun gut, also diesen, ja, den. Hineinflüstern und verzwiebeln. Stehen alsdann anderthalb Hutmacherinnen mit schaumüberschäumten Fingern vorm Waschbecken und rollen Wollknödel um die Wette. Erst einen, dann zwei, dann drei, dann vier. Die Werkstatt aufgeladen mit Wünschen. Ein Wollknödel schöner als der andere. Am Ende liegen sie duftend und nassschwer nebeneinander, brauchen Zeit, um zu werden, was in ihnen steckt, müssen trocknen über Nacht. Derweil kann die Arbeit an der Mütze weitergehen. Zu Sankt Martin soll sie erstmals gezeigt werden. Das Kopfteil ist über Nacht schon fast fertig geworden, mit dunkelblauer Seide unterfüttert und nicht zuviel Ballon.