Schlagwort: Blogbuster Longlist 2020

Die Blogbuster-Longlist steht

133 unveröffentlichte Romanmanuskripte wurden bei der diesjährigen Staffel des Blogbuster-Literaturpreises eingereicht und von einer zehnköpfigen Bloggerjury auf Herz und Nieren geprüft. Neun Titel haben es auf die Longlist geschafft. 

Sylvia Wage – Grund
nominiert von Stefan Härtel (Bookster HRO)

Sylvia Wage lebt in Berlin, arbeitet in der Öffentlichkeitsarbeit, ist Bonner-Literaturpreis-Trägerin und Mitglied im Berliner Literaturlabel zuckerstudio waldbrunn.

In ihrem Romanmanuskript geht es um Herrschsucht, Alkoholismus und häusliche Gewalt. Auf mehreren metaphorischen Ebenen erzählt sie von einer äußerst unzuverlässigen Figur, die ihre Leser von Beginn an mit völlig absurden Behauptungen konfrontiert. „Ich halte ‚Grund‘ für einen Rohdiamanten, den man mit dem letzten Schliff eines behutsamen Lektorats gewaltig zum Glänzen bringen kann,“ so das Urteil von Blogger Stefan Härtel. 

Kristin Lange – Die Gefahr des Gelingens

nominiert von Romy Henze (Travel without moving)

Kristin Lange ist Buchhändlerin, lebt mit ihrem Mann bei Kiel und schreibt für den 42er Blog. Einige ihrer Kurzgeschichten erschienen in Anthologien. Ihr Romanmanuskript beginnt mit einem Notruf, der nach einem Schienensuizid abgesetzt wurde und zu dem der Polizist Erik gerufen wird. Erik lernt in der Folge Rike, die Schwester des Suizidenten, kennen. Beide verbringen einen glücklichen wenn auch nicht unbeschwerten Sommer miteinander, denn die Erinnerungen holen Rike immer wieder ein. 

Romy Henze: „Der Roman hat mich mitten ins Herz getroffen und ist zudem von Anfang bis Ende authentisch, lebensnah, psychologisch fundiert und eindringlich erzählt.“ 

Franziska Gänsler – Kahn

nominiert von Constanze Matthes (Zeichen & Zeiten)

Franziska Gänsler hat in Berlin Kunst und Anglistik studiert und ist neben dem Schreiben vor allem in der Kunst- und Kulturvermittlung tätig. Der Protagonist ihres Romans verliert bereits in der Kindheit seinen Vater, der sich mit einer Pistole das Leben nimmt. Der Vater diente im Krieg als Soldat, galt als Held, wirkte als Mediziner. Als Jahre später die Mutter stirbt, kehrt er zurück in die Heimatstadt und wird mit der Vergangenheit der Familie konfrontiert. 

Constanze Matthes: „Der Text entwickelt vor allem durch seine klare Sprache, teils aus kurzen Sätzen beziehungsweise Fragmenten bestehend, einen großen Sog und zeichnet sich durch wiederkehrende Symbole und die Psychologie des Protagonisten aus.“ 

Martina Berscheid – Die Klassenkameradin

nominiert von Karolin Hagendorf (Fiktion fetzt) 

Martina Berscheid, Jahrgang 1973, hat Biologie studiert und schreibt seit Jahren mit Leidenschaft. Sie hat bereits einen Erzählband und einen Roman veröffentlicht und gewann 2015 den Hans-Bernhard-Schiff-Literaturpreis der Stadt Saarbrücken. 

In ihrem Romanmanuskript trifft die Hauptfigur Eva bei einem Klassentreffen auf die selbstbewusste Agnès – eine Femme Fatale, deren extravagantes Leben auf sie einen unwiderstehlichen Reiz ausübt. So sehr, dass Eva beginnt, ihren Lebensstil zu kopieren. Als Agnès auf Geschäftsreise geht und Eva ihre Wohnung hütet, schlüpft sie in die Rolle der „Vivian“, und taucht ein in Agnès‘ Welt des Rausches und des Vergnügens. Karolin Hagendorfs Urteil : „Eine Figur, die Fehler begeht, deren Sehnsüchte und Wünsche und man als Leserin jedoch zu jeder Zeit nachvollziehen kann. Bitte mehr davon!“ 

Kerstin Meixner – Am Fuß des Berges 

nominiert von Julia Schmitz (Fräulein Julia) 

Kerstin Meixner, arbeitet seit 2003 freiberuflich als Nachhilfelehrerin. Neben zahlreichen Veröffentlichungen in Zeitschriften und Anthologien gewann sie den 3. Platz beim Kurzprosawettbewerb „zeilen.lauf“ und stand mit einem Jugendtheaterstück auf der Shortlist des Brüder-Grimm-Preises des Landes Berlin. 

Ihr Romanmanuskript erzählt von Reike, Faizah, Ilija und Marko. Sie wohnen zusammen und leben zugleich in einer polyamoren Viererbeziehung. Das harmonische Gefüge der Vier wird ins Wanken gebracht, als Faizah verkündet, schwanger zu sein. Von wem? Im ersten Moment ist das nicht wichtig. Aber wie lange kann das gut gehen?

Julia Schmitz hat sich für dieses Manuskript entschieden, weil sie Kerstin Meixners akkurate Art, zwischenmenschliche Beziehungen und Konflikte in teilweise lakonischer Schreibweise darzustellen, überzeugt hat. 

Manuel Zerwas – Der Bücherflüsterer

nominiert von Andrea Schuster (Lesen in vollen Zügen) 

Manuel Zerwas veröffentlicht seit  2013 Texte in Zeitschriften und Anthologien. Sein Lyrikband »Sinn im Unsinn« erschien 2014 im Brot & Kunst Verlag. Für sein Romanmanuskript »Das Gute zuletzt« bekam er den Martha-Saalfeld-Förderpreis 2015. In „Der Bücherflüsterer“ geht es um einen Buchhändler und seine geheime Leidenschaft. Er liebt es, erotische Szenen aus Romanen nachzuempfinden. Da er die Frau fürs Leben noch nicht gefunden hat, ist er immer wieder auf der Suche nach Partnerinnen für diese Abenteuer, stößt dabei allerdings auch auf einige Hindernisse. 

Andrea Schusters Fazit: „Seine Geschichte ist recht unkonventionell, manchmal schämt man sich ein bisschen für den Protagonisten, man fiebert mit, kann oft herzlich lachen, aber immer – wirklich immer – habe ich mich absolut unterhalten gefühlt.“ 

Sina Lippmann – Wofür wir spielten 

nominiert von Anne Sauer (fuxbooks) 

Sina Lippmann studierte Ethnologie, Anglistik und Kommunikationswissenschaft in Göttingen, Irland und Berlin. Heute arbeitet sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bundestag. Seit ihrer Kindheit schreibt sie Kurzgeschichten, Gedichte, Theaterstücke. „Wofür wir spielten ist ihr erster Roman“, für den sie das Residenz-Stipendium „42 Tage Putlitz“ erhielt.

Ihr Romanmanuskript behandelt eine Zeit, in der fünf Menschen große Visionen verfolgten, berauschende Erfolge feierten und sich nach dem Mauerfall im ländlichen Brandenburg neu zusammenrafften. Eine Geschichte über die Liebe zum Theater, Freundschaft und das Schicksal des Scheiterns. Und um die große Frage: Wohin geht Freundschaft, wenn die Freunde getrennte Wege gehen?

„Ich mochte sehr, wie Sina Lippmann mich mit ihrer Sprache überraschte. Sie kreiert Bilder, die nicht krampfig konstruiert, sondern wie ganz selbstverständlich erscheinen“ sagt Anne Sauer über ihre Longlist-Favoritin. 

Yannick Dreßen – Verdichtet

nominiert von Marius Müller (Buchhaltung) 

Yannick Dreßen studierte Germanistik, Geschichte und Romanistik. Er wohnt in Freiburg und arbeitet als Lehrer und Dozent. Geschrieben hat Yannick Dreßen bereits als Kind. In den letzten Jahren hat er mehrere Werke in Selbstverlagen veröffentlicht und führt er unter eigenem Namen seit drei Jahren einen Literaturblog.

Im Mittelpunkt seiner Geschichte steht Friedrich. Er hat alles, was man sich als Schriftsteller so wünscht: Erfolg, eine großartige Familie, ein Haus in der Toskana und den Deutschen Buchpreis im Regal. Doch angeblich ist er gar kein berühmter Schriftsteller. Vielmehr sei alles abgelehnt worden, das er bisher geschrieben habe. Es stellt sich die Frage, was ist Dichtung und was Wahrheit? 

Marius Müller sagt dazu: „Mit „Verdichtet“ hat Yannick Dreßen ein Buch geschrieben, das gekonnt die sonst so scharfen Grenzen zwischen Fantasie und Realität aufweicht. Alles ist doppelbödig angelegt, erzählt in einer schwelgerischen, sprachmächtigen Prosa, die mich für das Buch einnahm.“

Ela Meyer – Es war schon immer ziemlich kalt
nominiert von Isabella Caldart (novellieren) 

Ela Meyer hat mehrere Semester Politikwissenschaften, Kunstgeschichte und Gender Studies studiert, in zwei Bands gespielt und ist heute im therapeutischen Bereich tätig. Vor dreizehn Jahren ist sie von Hamburg in die Nähe von Barcelona gezogen, hat Kurzgeschichten in diversen Literaturzeitschriften veröffentlicht und ist Mitbegründerin des Literatur-Zine Schredder.

In ihrem Romanmanuskript beschreibt Ela Meyer wie geht es, befreundet zu sein, wenn man sich in vollkommen gegensätzliche Richtungen entwickelt. Kann diese Weiterentwicklung überhaupt funktionieren, wenn man von den Freund*innen zu abhängig ist? Soll, kann man noch solidarisch sein, wenn man die Entscheidungen des anderen für falsch hält? Wann ist gemeinsame Vergangenheit nur noch Ballast? Muss eine Freundschaft aus Kindheitstagen überhaupt überleben – oder ist es irgendwann an der Zeit, loszulassen?

„In einer gelungenen Mischung aus Vergangenheit und Gegenwart mit einem Blick in die Zukunft hat der Roman eine zarte Melancholie und Leichtigkeit zugleich“ so Isabella Caldart.

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Die neun Longlist-Manuskripte*) liegen nun der Fachjury vor, bestehend aus der Literaturagentin Elisabeth Ruge, dem Literaturkritiker Knut Cordsen, der Autorin Alexa Hennig von Lange, der Literaturbloggerin Alexandra Stiller und Dominique Pleimling, Programmleiter beim Eichborn-Verlag. Im Juni wird eine Shortlist aus drei Titeln verkündet. Vorbehaltlich der aktuellen Entwicklung rund um die Corona Pandemie findet die Preisverleihung im Umfeld der Frankfurter Buchmesse statt. 

*) Die Booktuberin Sophie Palme (Verstand) hat kein Manuskript für die Longlist nominiert.