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Blogbuster: Den Hut nehmen und gehen.

Zum zweiten Mal findet der Blogbuster-Wettbewerb statt. Von BloggerInnen initiiert, dient er dazu, konventionelle Strukturen im Literaturbetrieb aufzubrechen und Manuskripte aufzuspüren, die unter den üblichen Umständen durchs Raster fielen. Das lief im letzten Jahr recht erfolgreich in Kooperation mit dem Tropen Verlag. Als Siegermanuskript konnte sich Torsten Seiferts Roman Wer ist B. Traven? durchsetzen, der bislang von der klassischen Literaturkritik bedauerlich weit links liegen gelassen wurde. (Warum eigentlich?) Und in diesem Jahr? Nehme ich meinen Hut…

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© Stocksnap.io

Blogbuster: Anachronismus und Dörflichkeit

Der Blogbusterwettbewerb neigt sich dem Ende entgegen. Am 11.April werden die drei Shortlistkandidaten bekanntgegeben, am 04.Mai findet im Literaturhaus Hamburg die offizielle Preisverleihung statt. Unterdessen haben die teilnehmenden BloggerInnen ihren KandidatInnen Löcher in die Bäuche gefragt, das Longlistlesebuch wurde fleißig heruntergeladen und beurteilt, die Jury hat diskutiert. Ich möchte nochmal einen Blick werfen auf meine Herzenskandidatin Doris Brockmann und ihren Text „In Bhutan steckt Hut“.

Während andere zukünftige Welten in düsteren Farben malen, schreibt Doris Brockmann Worte wie „alsdann“ und strickt ihre Geschichte um eine „Putzmacherin“. Nicht, dass es heute keine mehr gäbe, aber man würde sie ModistInnen nennen, Designer womöglich. Während es andernorts um Mord und Totschlag geht, um nutzlos gewordene Gewissheiten und zerfallende Gefüge, herrscht in In Bhutan steckt Hut noch ein Glauben an Althergebrachtes, Traditionelles und Bewährtes. Das Leben kann noch Lehrmeister sein. Es ist viel die Rede von „wir“ und „man“ und obwohl die Erzählstimme stark durchdrungen ist von Rosas Gedanken und Gefühlen, sucht man ein Ich vergebens. Keine Spur von moderner Vereinzelung, von Hektik oder Weltlage. Ort und Geschehen scheinen gänzlich abgeschnitten von ihrer Umgebung; einzig wenn die Modepüppchen aus dem Urbanen einfallen und mit etwas Prosecco bespaßt werden wollen, schwant einem, dass es irgendwo noch anderes Leben geben muss…

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Blogbuster: Phase zwei.

Die erste Phase des Blogbuster-Projekts ist abgeschlossen. Will sagen: alle Manuskripte sind eingereicht und auf die jeweiligen Wunsch-Blogger verteilt. 252 Beiträge gehen ins Rennen, 40 davon sind auf meinem virtuellen Schreibtisch gelandet. Was ist bisher passiert und wie geht es jetzt weiter? 

Schon vor Einsendeschluss versuche ich immer wieder, einen Überblick über das zu behalten, was mir vertrauensvoll zur Begutachtung überlassen wird; nicht immer gelingt das. Manches kann ich schnell aussortieren, weil es nicht den Teilnahmebedingungen entspricht, an anderem knabbere ich länger. Ist es gut? Ist es originell? Kann man daraus etwas machen? Schnell fällt mir auf, dass meine öffentlich bekundete Vorliebe für das Abseitige offenbar besonders eine Sorte Text anzieht: die Lebensüberdrussbewältigungsliteratur. Man findet seinen Platz im Leben nicht, ist orientierungslos und demonstrativ gleichgültig; Protagonist versucht gelegentlich erfolglos zu schriftstellern. Literatur wie diese fußt vielleicht häufig auf dem Missverständnis, dass das Abseitige nicht allein durch seine Abseitigkeit Tiefe und Qualität erhält. Mit mehr oder weniger gelungenen Referenzen auf Popkultur und Philosophie versucht mancher seinen Text irgendwie aufzuwerten, meistens erfolglos. Ich verstehe den Gedanken dahinter, das Bedürfnis, erworbenes und liebgewonnenes Wissen um Theoreme und Weltenlauf auch irgendwie in einen Text zu überführen. Allzu oft aber wirkt es erzwungen, gewollt, häufig wie ein Gedankentagebuch. Nicht, dass ich anderen sagen wollte, wie „erzählen“ funktioniert – beherrsche ich es selbst doch nur leidlich und alle Jubeljahre mal bei Vollmond -; eines aber fällt mir auf: einigen Texten fehlt die erzählende Kraft und eine Ebene, die über die bloße Verhandlung von Gedanken hinausgeht. Manchmal lese ich Seite um Seite, ohne, dass sich irgendein Handlungsgerüst oder wenigstens die kreative Verweigerung eines solchen erkennen ließe. Es scheitert mitnichten immer am Stilistischen; oft eben auch am Baulichen oder Strukturellen.

Ich habe es mir nicht leicht gemacht. Manche Texte ließen eine Menge Talent erkennen, vielleicht aber weniger für einen Roman. Der Roman ist omnipräsent, aber nicht für jeden geeignet. Vor nicht allzu langer Zeit sagte mir noch jemand: es gibt hervorragende Autoren, die keinen Roman zustandebringen und mit sich und ihrer Autorenschaft mithin hart ins Gericht gehen. Ohne es zu müssen. Ein guter Text kann vieles sein. Am Ende habe ich mich schließlich, nach einigem Hin und Her, nach mancher Enttäuschung und Überraschung (einen meiner Favoriten hatte ich eigentlich schon aussortiert) für vier Manuskripte entschieden, aus denen ich am Ende den Kandidaten küren werde, der auf der Blogbuster-Longlist landen wird (wird im März bekanntgegeben). Einige hundert Seiten liegen nun vor mir, diese vier Manuskripte sind in meine Endausscheidung gelangt…

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Blogbuster und Hundstage

Beinahe vier Wochen sind seit der offiziellen Pressekonferenz auf der Frankfurter Buchmesse vergangen. Blogbuster läuft, konstant, in etwas mehr als Schrittgeschwindigkeit. Will sagen: da geht noch was. Mehr zum Beispiel. Für alle, die jetzt noch rätseln, was denn „Blogbuster“ sein soll, dem sei geraten, sich auf der Homepage des Projekts umzutun, an dessen Ende hoffentlich eine vielversprechende neue Stimme der deutschen Gegenwartsliteratur steht. Wie ergeht es mir nun also, als Bloggerjurorin in den ersten vier Wochen? Mich haben bislang neun Manuskripte ganz unterschiedlicher Thematik und Qualität erreicht. Ausuferndes, Post-Postmodernes mit unzähligen Versatzstücken aus Philosophie und Popkultur samt Fußnoten, Hyperrealismus, der sich in Beschreibungen jeder noch so kleinen Belanglosigkeit erschöpft, Liebesgeschichten von Verflossenen, Verlorenen und Verschmähten, Digital-Hogwarts 2.0, ein Jugendroman. Es ist eine besondere Erfahrung, plötzlich nicht mehr über die Tauglichkeit eines Textes im Endstadium zu entscheiden, sondern sich beim Lesen auch die Frage zu stellen: was könnte daraus noch werden? Braucht es Feinschliff? Ist es originell? Ist es lesbar außerhalb eines elitären Kreises von Eingeweihten, die die Codes darin entziffern und ironisch zu nehmen wissen? Ich spüre beim Lesen eine Verantwortung, der ich gerecht werden will ohne ungerecht zu sein. Bei Gefallen der Leseprobe, so sagen es die Statuten, können die BloggerInnen von den AutorInnen das gesamte Manuskript anfordern. Einmal habe ich das bislang getan…

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