Constanze Matthes (Zeichen & Zeiten) geht mit Helmut Pöll auf “Die Krimfahrt”.
Im Gegensatz zu den Kreuzfahrt-Giganten, die als Kleinstädte über die großen Meere schippern, oder die Billig-Flieger, die in Richtung All-Inclusive-Paradies abheben, wirken Reisen mit der Eisenbahn wie aus der Zeit gefallen. Wer diese Form der Fortbewegung wählt, muss mit einer Strecke vorlieb nehmen, die durch die Schiene vorgeschrieben ist, und lebt aufgrund der überschaubaren Anzahl an Waggons auf engstem Raum. Was nicht unbedingt für die Harmonie beförderlich sein kann. Helmut Pöll schickt in seinem Roman „Die Krimfahrt“ seine Protagonisten, das Ehepaar Seidlitz, auf eine Reise mit der Bahn in Richtung Osten. Das Ziel: die Halbinsel im Schwarzen Meer, die dem Buch auch den Namen gibt. Der Roman ist mein Blogbuster-Longlist-Kandidat.
Erika und Wilhelm Seidlitz könnten Nachbarn sein, so vertraut, aber auch so normal wirken sie auf den Leser. 20 gemeinsame Jahre haben sie hinter sich gebracht. Viel haben sie sich nicht mehr zu sagen. Man geht sich aus dem Weg, ein Tag gleicht dem anderen. Der eigenbrötlerische und teils auch cholerische Wilhelm verschanzt sich hinter seinen Reiseberichten, die ihm den Blick in die weite Welt ermöglichen, während seine Frau in real noch etwas erleben will. Die letzte Reise ist schon einige Jahre her. Doch eines Tages zieht in der Nachbarschaft in das Geschäft eines ehemaligen Farbladens ein Reisebüro mit dem klingenden Namen „Puschkin-Reisen“ ein. Erika kann ihren Mann überzeugen, eine Fahrt mit der Eisenbahn in Richtung Krim zu buchen.
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