Longlistautorin Nr. 6: Chrizzi Heinen

Es ist soweit: der Favorit, mit dem Zeilensprünge in den Blogbuster-Wettbewerb ziehen wird, steht fest. Nach der eingängigen Prüfung, zahllosen Diskussionen und einigen grauen Haaren ist die Wahl auf einen Text gefallen. „Das schwarze Loch“ heißt er und stammt von der Berliner Autorin Chrizzi Heinen.

Darin beschreibt sie, wie Ich-Erzählerin Hildi ein ungewöhnliches Erbe antritt: Ein schwarzes Loch wird in ihrem Badezimmer installiert. Während schlechte Texte das Unfassbare gnadenlos ausschlachten würden, ist das astronomische Phänomen in „Das schwarze Loch“ ein stiller, saugkräftiger Begleiter der Geschichte einer Freundschaft, einer Liebe, einer Stadt.

Sich nicht zu erklären ist gar nicht so einfach: viele Texte, ob veröffentlicht oder nicht, kranken daran, sich zu überanalysieren. Da wird jede Möglichkeit für den Rezipienten erstickt, sich seinen eigenen Zugang zum Texten zu schaffen, nur weil Deutungsangebote gleich mundgerecht mitgeliefert werden. Doch was wäre Kafkas „Verwandlung“, wenn die Transformation in den Käfer mit der Frage nach dem Warum belästigt werden würde, was wäre „Warten auf Godot“, wenn Beckett auf der ersten Seite erst einmal Godots Identität verriete. Eine solche Fallhöhe soll an Chrizzi Heinen nun nicht angelegt werden, aber auch sie hat verstanden: interessant ist vor allem das, das sich einer direkten Deutung entzieht.

In dieser Konsequenz setzt „Das schwarze Loch“ eine unerhöhrte Begebenheit an den Anfang und erzählt dann einfach über sie hinweg.

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