Monat: September 2016

Sophie Weigand – Ich bin offen für Kurzes, Ausuferndes, Heiteres, Tragisches und Absurdes.

Ich schätze literarisch das Besondere, das Unkonventionelle, den überraschend anderen Blick auf vermeintlich Bekanntes. Dabei spielt es allenfalls eine untergeordnete Rolle, in welchem Themenfeld sich ein Text bewegt; er soll etwas in mir bewegen und anstoßen. Das Abgründige zieht mich magisch an, mithin greife ich eher zu Lektüre, die aus Chaos und Zerstörung mithilfe der Literatur etwas Wahrhaftiges machen kann. Zu Büchern, die Selbstverständlichkeiten aufweichen. Mir liegt Sprachspielerisches, das mich aus einer neuen Perspektive auf Bedeutungen blicken lässt; kurz: Ich will nicht lesen und sehen, was ich in dieser Form ohnehin schon kenne. Nach diesen Kriterien wähle ich aus, ohne dogmatisch an ihnen festzuhalten. Mein Blog ist denkbar ungeeignet für spezielle Genreliteratur, insbesondere aus den Bereichen Fantasy, Historienroman oder Science Fiction. Darüber hinaus bin ich aber sperrangelweit offen für Kurzes, Ausuferndes, Heiteres, Tragisches und Absurdes.

literatourismus.net

Uwe Kalkowski – Schon die ersten Seiten eines Buches müssen mich sprachlich mitreißen.

Lesend in einem Kaffeehaus oder Café sitzen: Ort und Tätigkeit gehören für mich untrennbar zusammen. Als Kaffeehaussitzer stelle ich Bücher vor, die mich begeistert, bewegt oder inspiriert haben. Entscheidend dafür ist die Sprache: Schon die ersten Seiten eines Buches müssen mich sprachlich mitreißen, damit ich es nicht nach spätestens dem ersten Kapitel wieder weglege. Dabei ist es egal, ob es sich um ein literarisches Werk mit vielen Zeitebenen, einen spannenden Thriller oder ein Sachbuch zu einem geschichtlichen Thema handelt. Mag ich alles. Außerdem bin ich ein Identifikationsleser; wenn ich die Handlungen des  Protagonisten – so irrational sie auch wirken mögen – nicht nachvollziehen kann, weil er mir unsympathisch ist, bleibt mir das Buch fremd. Mein Lieblingsheld ist tragischer Natur, ein Einzelgänger, einer der schon viel eingesteckt hat, dem das Schicksal übel mitspielt. Einer der sich zwischen Fatalismus und Zorn noch einmal aufbäumt. Am liebsten erzählt in einer melancholischen, klaren und kargen Sprache. Und Happy Ends? Die finde ich langweilig.

kaffeehaussitzer.de

Ilja Regier – Bücher müssen mich anlächeln und gleichzeitig kein Muss verursachen.

»Scheiße, warum bin ich schon am Ende angelangt?«, wenn diese Frage auftaucht, kann ein Buch was. Das muss nicht immer vorkommen, aber Bücher dürfen mich nicht quälen. Damit meine ich nicht, dass sie keinen Anspruch haben sollen, nein. Schwere Kost und komplex darf es schon sein, aber sie müssen mich anlächeln und gleichzeitig kein Muss verursachen. Ansonsten muss ich mich mit dem Stoff anfreunden können, sprachlich, stilistisch, ästhetisch, Logik schätze ich dabei. Ein Buch muss mich weiterbringen, sonst hat es den Zweck verfehlt, und dann auch noch unterhalten. Ich muss entdecken können, worauf der Verfasser hinaus will, was er der Welt und mir als Empfänger senden möchte. Die Prinzipien können beim Lesen und Bewerten immer variieren. Grundsätzlich bin ich für alles offen, habe mich insgesamt auf Geschichten spezialisiert, die in Osteuropa spielen, besser gesagt in den ehemaligen Ländern der Sowjetunion. Ansonsten setze ich mich viel mit „Häftlingsliteratur“ (Nationalsozialismus, Stalinismus) auseinander, gerne behandele ich auch Werke, die von Süchten und Kriegen/Konflikten handeln.

muromez.wordpress.com

Tilman Winterling – Ich lege Wert auf einen persönlichen Stil und einen gelungenen Ton.

Die Einschränkung meines Blogs auf Klassiker und anspruchsvolle moderne bzw. deutsche Gegenwartsliteratur macht es dem potentiellen Einsender nicht leicht. Ein Klassiker wird nicht geschrieben, sondern über Dekaden von Lesern und Kritikern als solcher anerkannt. Weil uns diese Zeit bei Blogbuster aber nicht zur Verfügung steht, sollte dein Roman fern von Genres wie Fantasy, Romance oder Jugendbuch anzusiedeln sein (nicht, dass es nicht auch dort Klassiker gäbe). Ich lege Wert auf einen persönlichen Stil, ein gelungener Ton und Ausdruck kann in meinen Augen einen schwächeren Plot vergessen machen, umgekehrt ist dies kaum möglich. Plakative Sprache und Geschichten, die ohne Nachdenken vom Leser nur konsumiert werden sollen, fallen bei mir durch. Gefühle wie „höhö“ oder „schmacht“ möchte ich beim Lesen nicht empfinden müssen.

www.54books.de

Mareike Fallwickl – Ich hab’s gerne tiefgründig, schwermütig, intelligent und unbedingt mit Pfiff.

Ich bin die Frau mit der Axt. Wahrscheinlich hat Kafka das eh nie so gesagt, aber es klingt halt verdammt gut: Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns. Das will ich. Das Intensive, das Andere, das Einzigartige. Ich hab’s gern tiefgründig, schwermütig, intelligent und unbedingt mit Pfiff. Ich langweile mich schnell, und von guter Literatur erwarte ich genau das Gegenteil: dass sie mich rausreißt, mich wach macht, im Idealfall richtiggehend aufschneidet, mir ins Gesicht schlägt. Etwas in mir anrührt, Empfindungen auslöst – die gar nicht nur positiv sein müssen. Sarkastisch darf es sein, kraftvoll muss es sein. Deshalb gibt es im Bücherwurmloch eine feine, spezielle Auswahl emotionaler, tragischer und gewitzter Geschichten, die dem nicht genau definierten Genre Gegenwartsliteratur zuzuordnen sind. Keine Chicklit, kein Vampire, auf keinen Fall Thriller und Crime. Dafür Romane, die nicht untergehen im Meer der Gewöhnlichkeit. Sondern die Eis brechen können.

www.buecherwurmloch.at